Unser Camping-Alltag im südlichen Afrika
- betaullings
- 26. März 2023
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 5. Okt. 2023

Tanja und Berno werden oft gefragt, wie unser Alltag im südlichen Afrika aussieht. Wir leben ja zu dritt auf sehr engem Raum zusammen und während all der Reisen haben sich die Handgriffe und alltäglichen Arbeiten entwickelt und wurden ausgeklügelt. Mittlerweile hat jeder seine Aufgaben, Verantwortungen und die Handgriffe sitzen.
Meine wichtigste Aufgabe ist es, Tanja und Berno pannen- und unfallfrei von A nach B zu fahren. Hierbei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle:
1. MEINE GESUNDHEIT: Ich muss rundum gesund sein. Hierzu muss ich regelmässig in den Service zur Kontrolle gebracht werden (quasi mein Wellnessurlaub)
2. DER FAHRER: Tanja oder Berno muss mich aufmerksam, konzentriert und vorausschauend steuern, da jederzeit grosse Steine oder tiefe Löcher auftreten können.
3. STRASSENZUSTAND: Der Strassenzustand ist mitentscheidend, wie schnell und gefahrlos wir eine Strecke hinter uns bringen können. Vor allem bei tiefsandigem Terrain ist zudem entscheidend, über wieviel Luft meine Reifen verfügen. Mit vollgepumpten Reifen kämen wir in extrem tiefsandigen Pisten kaum ein paar Meter weit, bis wir steckenbleiben würden. Lassen Tanja und Berno jedoch Luft aus meinen Reifen (auf bis zu 0.6 Bar ist möglich) lassen sich auch extremste Sandpisten ohne Steckenbleiben befahren.
ÜBERNACHTUNGSPLATZ:
Sobald wir am neuen Übernachtungsplatz angekommen sind, übernehmen Tanja und Berno (also eigentlich Berno, Tanja "führt einfach aus"): Die Ankunftszeit, sprich der Sonnenstand spielt für meine finale Ausrichtung eine entscheidende Rolle. Dies, um bei VIEL Sonnenschein und Hitze A: die "Quick Pitch" (Sonnendach) benützen zu können und so Schatten zu erhalten und B: das Solarpanel auszubreiten und so lange wie möglich noch Solarstrom zu erzeugen. Sobald Berno entschieden hat, in welche Richtung meine Front ausgerichtet wird, muss noch per Wasserwaage kontrolliert werden, welcher meiner Reifen allenfalls auf einen Keil gefahren werden muss, damit ich gerade stehe und Tanja und Berno gerade (nicht schräg) im Bett liegen.

Tanjas und Bernos Alltag beinhaltet unter anderem folgende wiederkehrenden Tätigkeiten:
1. ORDNUNG: An oberster Stelle und immens wichtig: immer Ordnung halten, alles wieder versorgen sobald es nicht mehr benötigt wird. Das wird - je länger wir unterwegs sind - immer mühsamer und bedarf Tanjas und Bernos Selbstdisziplin
2. BASTELN UND IMPROVISIEREN: Sei es, mittels Mückennetz ein Samenauffangnetz für meine Front zu basteln / sei es in eine leere Sprühflasche neues Putzmittel aufzufüllen / sei es, einen gebrochenen Sessel zu flicken
3. WASCHEN: Eine Waschmaschine im Busch zu finden, ist absoluter Luxus und nicht zu erwarten (haben wir erst in einer Lodge erfahren dürfen). Dreckige Kleider müssen mit lauwarmem Wasser notdürftig im blauen, zusammenklappbaren Lavabo gewaschen werden. Oder aber, wenn eine Dusche vorhanden ist: Tanja/Berno nehmen die dreckigen Kleider zum duschen mit und waschen die Kleider mit dem Duschschaum. Im tiefen Busch in Afrika sucht man vergebens nach Waschsalons.
4. HOLZHACKEN: Anfangs war dies eher Bernos Tätigkeitsfeld. Mittlerweile ist Tanja auch geübt darin, das extrem harte Mopane- oder Kameldoorn-Holz in kleine Stücke zu zerhacken, damit es abends ein kuschliges Lagerfeuer gibt. Ein Lagerfeuer ist in gewissen Gegenden, wo die wilden Tiere (auch Elefanten, Löwen, Hyänen etc) frei herumlaufen, ein Zeichen für unser Territorium und unabdinglich. Zusätzlich werde ich dann mit diversen Solarlämpchen "bestückt" (auf der Motorhaube, am Heck), so dass Tanjas und Bernos "Burg" ganz klar gekennzeichnet ist.
5. ESSEN: Essen nicht "nach Lust und Laune", sondern nach Haltbarkeit der Lebensmittel: wenn wir für mehrere Tage komplett autark sind, müssen sich Tanja und Berno im Vorfeld genau überlegen, welche Lebensmittel eingekauft werden. Einerseits lieben die Beiden es, zu grillen, andererseits können aber nicht alle Grillwaren gleich gut und gleich lange mitgeführt werden. Ausnahmsweise (in sehr guten Shops) kaufen die Beiden gute Steaks oder Pouletschenkel. Würste in allen Variationen lassen sich jedoch besser in meinem Kühlschrank aufbewahren. So sind Tanja und Berno mittlerweile bei jeder Reise nach der Hälfte etwas "wurstüberlastet".
6. DUSCHEN: Ein ganz spezielles und abenteuerliches Thema ist Duschen: es kann in jeglicher Form von Statten gehen.... Hier die verschiedenen "Unterkategorien":
A: TOP!!!: Es gibt Campsites, die haben solch gut funktionierende Duschen/Toiletten, da ist sogar die Dusche zu Hause nichts im Vergleich. Diese Kategorie haben Tanja und Berno jedoch auf allen Afrikareisen lediglich 2-3x angetroffen.
B: OK: Bei den meisten Campsites sind die Duschen/Toiletten in einem OK-Zustand: eventuell etwas in die Jahre gekommen, der Duschstrahl lässt Wasser in alle Richtungen spritzen (aber solange warmes Wasser kommt, dennoch noch angenehm) und der Ablauf lässt vielleicht zu wünschen übrig. Aber solange einigermassen geduscht werden kann: mehr als gut.
C: SOSO-LALA: Dann gibt es Campsites, wo man die Dusche oder Toilette nicht abschliessen kann, nur kaltes Wasser zum Duschen vorhanden ist, der Boden dreckig... hier gilt es: wenn überhaupt nötig, einfach kurz abspülen...
D: ABENTEUER: Und dann gibt es Campsites OHNE sanitäre Anlagen, resp. nur Latrinen-Toilette hinter Holzverschlag, aber ohne Duschvorrichtung (vor allem im tiefen Botswana-Busch): eigentlich lieber solche Campsites als diejenigen der Kategorie C. Hier gilt entweder "Katzenwäsche" mit Waschlappen oder "Kurzdusche" mit aufgehängtem Wassersack: dabei steht man splitterfasernackt in der Wildnis, hofft auf keine Nachbarn und vor allem auf keine wilden Tiere - aber auf jeden Fall ein Abenteuer.
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